Heiraten während Corona

Die Corona Pandemie hat uns allen sehr viel abverlangt, und tut es noch immer. Für jeden sind ganz individuelle Herausforderungen entstanden, aber viele Menschen teilen ihr Schicksal auch, wie zum Beispiel die meisten Hochzeitspaare des Jahres 2020.
Auch unsere Hochzeit gehört zu den vielen Tausenden, die mittlerweile liebevoll als „Corona-Hochzeit“ bezeichnet werden. Wir haben lange Abstand davon gehalten auf unserem Blog, der Euch über die Vorbereitungen einer Hochzeit informieren soll, über dieses Thema zu schreiben. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen waren wir lange der Meinung, dass das mit der Planung einer Hochzeit eigentlich nichts zu tun. Das hat sich aber mit der Dauer der Pandemie mittlerweile leider geändert. Zum anderen haben sich besonders zu Beginn immer wieder neue Entwicklungen ergeben und Gerüchte ins Netz verirrt, sodass man sich auf Halbwahrheiten hätte stützen müssen und trotzdem zeitlich immer hinter dem Geschehen zurückgeblieben wäre. Wir sind ja schließlich kein Corona-Live-Ticker… Zu guter Letzt, und das ist wohl ehrlich gesagt der ausschlaggebende Grund gewesen, hatten wir seit Beginn der Pandemie auch einfach keine Nerven dafür. Wir haben ohnehin jede freie Minute damit verbracht, zu planen ob und wie unsere Hochzeit stattfinden kann (dazu gleich mehr!), da fehlte es uns an der Geduld und Kraft das Ganze am Ende jeder Woche nochmal aufzuarbeiten. Es tut uns leid, dass Ihr deswegen so lange nichts Neues von uns gehört habt, aber diese Freiheit wollten und mussten wir uns rausnehmen.

Nun aber hat sich die Situation wieder ein wenig beruhigt und das Leben findet langsam wieder in einen geregelten Alltag zurück. Daher möchten wir die Chance nutzen und Euch darüber informieren wie Hochzeiten 2020 möglich sein werden (am Beispiel Bayern) und wie wir selbst unsere Hochzeit erlebt und umgestaltet haben.

Zunächst einmal ganz nüchtern und objektiv: Was ist derzeit erlaubt und was nicht? Ab 22. Juni 2020 war es in Bayern endlich wieder erlaubt private Veranstaltungen (Hochzeiten, Geburtstage, Taufen, Beerdigungen u. ä.) über die allgemeinen Kontaktbeschränkungen hinaus abzuhalten. In gemieteten Räumen und Gastronomien zunächst mit 50 Personen im Innen- und 100 Personen im Außenbereich, seit 08. Juli sogar mit 100 bzw. 200 Personen. Auf privaten Grundstücken gilt sogar gar keine Personenbegrenzung mehr, die Anzahl der Gäste soll allerdings mit Hinblick auf das Abstandsgebot begrenzt werden, eine Maskenpflicht besteht nicht. Die Kurzfassung für Feiern im privaten Rahmen ist also: Nichts ist wirklich verboten, aber man soll das Abstandsgebot einhalten können.
Für geschlossene Gesellschaften in Gastronomien gibt es weiterhin Regelungen und Hygienekonzepte, allerdings weitaus weniger umfassend, als bei öffentlichen Veranstaltungen. So ist das Tanzen genauso erlaubt wie Spiele und auch Live-Musik darf gespielt werden. Sogar das Einhalten des Abstands ist nicht erforderlich und Buffets können unter bestimmten Auflagen (Einwegbesteck, Einweghandschuhe o.ä.) auch angeboten werden. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist allerdings in bestimmten Bereichen (insbesondere Eingangsbereich, Gänge, WCs) weiterhin vorgeschrieben. Die Sperrstunde, die zu Beginn noch galt, wurde mittlerweile ebenfalls aufgehoben. [Quelle: DEHOGA Bayern]
Hochzeiten können also in der Theorie wieder unter weitestgehend normalen Umständen stattfinden, vorausgesetzt die Begrenzung der Teilnehmerzahl wird eingehalten. Wenn die Infektionszahlen stabil bleiben, wird dies auch so bleiben und Anzahl der möglichen Teilnehmer vermutlich sukzessive erhöht.

Ob Hochzeiten in der Praxis auch wieder „normal“ stattfinden können, ist allerdings eine andere Geschichte. Denn betrachtet man die Stimmung in unserer Gesellschaft, ergibt sich derzeit ein sehr gespaltenes Bild zwischen „wir haben schon viel zu viel gelockert“ und „wir müssen endlich wieder alles erlauben„. Keine Angst, wir fangen jetzt hier keine politisch-virologisch-epidemiologische Debatte an. Aber wenn sich dieses gespaltene Bild auch in der Hochzeitsgesellschaft widerspiegelt, könnte das für eine seltsame Stimmung sorgen… Deswegen liegt es an jedem Hochzeitspaar selbst einzuschätzen, wie die eigenen Gäste das sehen. Es ist definitiv gut möglich, dass (fast) alle Gäste ganz entspannt sind und man Corona mal für einen Tag vergessen kann, aber es kann sicherlich auch schief gehen.
Wir möchten Euch also an dieser Stelle erzählen, wie es uns bei unserer Hochzeit während Corona erging und was unsere Entscheidungen und Beweggründe waren.
Ganz zu Beginn, als sich das Virus noch hauptsächlich in China verbreitete, machten wir uns natürlich noch gar keine Sorgen, genauso wenig wie Politik und Experten. Ich erinnere mich gerne an eine Aussage die Anfang Februar von vielen Arbeitgebern und Behörden verteilt wurde: „Das fachlich zuständige Robert Koch Institut schätzt die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland weiterhin als gering ein„. Auch als das Virus Europa erreichte und Ende Februar/ Anfang März die erste Reiswarnungen ausgesprochen wurden, haben wir noch nicht im entferntesten daran gedacht, dass unsere Hochzeit, die 5 Monate später ist, davon betroffen sein könnte. Als dann nach Ostern bereits die ersten Wochen der Kontaktbeschränkungen vorüber waren und es erste Anzeichen von langsamen Lockerungen gab, wurde uns langsam bewusst, dass sich das alles noch eine ganze Weile ziehen könnte. Die Politik betonte wieder und wieder wie wichtig es sei, dass man nicht zu schnell öffne und so warteten wir Woche für Woche auf Anzeichen, wie es für Hochzeiten aussehen könnte. Während dieser Zeiten planten wir unsere Hochzeit ganz normal weiter und haben Deko gekauft, Termine mit Dienstleistern ausgemacht, unser Menü nochmals perfektioniert und und und… Wir haben immer gesagt „Wenn es erlaubt ist, wollen wir auch feiern!„. So verging Woche für Woche und wir wussten immer noch nicht, ob wir feiern dürfen. Zwischendurch wurden in unserem Umfeld hin und wieder Stimmen laut, ob wir uns nicht Sorgen um die älteren Gäste machen oder ob wir nicht Angst hätten, dass die Stimmung schlecht werden könnte. Natürlich hatten wir viele Sorgen und haben die Situation jeden Tage und jede Woche aufs Neue bewertet. Doch wir waren uns sicher, dass es bis Juli erlaubt sein würde und sich die Gäste bis dahin wieder an ein „offeneres“ Leben gewöhnt und auch Lust zum feiern haben.
Mitte Mai, ca. 6 Wochen vor unserem Hochzeitstermin, kamen uns dann allerdings langsam Zweifel… Andere Bundesländer kündigten bereits Lockerungen für private Veranstaltungen an, doch in Bayern passierte nichts. Wir waren nach wie vor überzeugt, dass dies ab Juli auch in Bayern möglich sein wird und so kam es ja auch. Aber uns kamen Zweifel, ob unsere Hochzeitsgesellschaft unbeschwert mit uns Feiern kann, wenn die Lockerungen womöglich noch ganz frisch sind. Wir wollten uns nicht wirklich mit dem Gedanken befassen, unsere Hochzeit zu verschieben, aber hatten es beide ab diesem Zeitpunkt im Hinterkopf. Also wir dann ca. 5 Wochen vor unserer Hochzeit noch einen letzten Termin an der Location hatten, haben wir zumindest mal einen Alternativplan erarbeitet und Ersatztermine mit Location, Band, Fotografin und den wichtigsten Dienstleistern abgestimmt, falls wir nicht feiern dürfen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir als Hochzeitspaar, aber auch unsere Dienstleister, uns von den Behörden und der Politik im Stich gelassen gefühlt… Es ging uns gar nicht darum, dass wir endlich die Erlaubnis wollten, sondern vielmehr darum eine Aussage zu bekommen, ob es sich lohnt zu hoffen und weiter zu planen. Aus unserer Sicht waren die Entscheidungen und Aussagen zu dieser Zeit sehr intransparent. In dieser Woche häuften sich dann die Anfragen unsere Gäste, ob die Hochzeit denn nun stattfinde und wenn ja, welche Regelungen es gibt. Die besorgten Stimmen wurden mehr und einige Gäste kündigten an, dass sie nur mit Maske kommen würden und doch eher zurückhaltend seien. Wir hatten in den beiden Wochen zuvor bereits ein immer schlechteres Gefühl und mit einem Alternativplan in der Hinterhand stieg unsere Tendenz, die Hochzeit zu verschieben. Die Aussagen unsere Gäste gaben uns dann den letzten Ruck, ca. 3 Wochen vor dem geplanten Termin, unsere Hochzeit zu verschieben. Und so viel vorweg: Wir sind mit dieser Entscheidung überglücklich!!!
Uns ist es wichtig, dass wir und alle Gäste unbeschwert feiern können und das wäre unter diesem Umständen nicht möglich gewesen. Wir sind froh, dass unsere Gäste so ehrlich waren und es uns ermöglicht haben vor unserer Entscheidung ein Stimmungsbild einzufangen. Gut 2 Wochen vor unserem eigentlichen Termin wurde die erste Lockerung bekanntgegeben, die es erlaubte mit 50 bzw. 100 Personen zu feiern. Das hätte für unsere Hochzeitsgesellschaft ohnehin nicht geklappt, weshalb wir umso glücklicher waren, die Entscheidung vorab getroffen zu haben.
Wer unseren Blog schon länger verfolgt, weiß aber, dass wir geplant hatten ein paar Tage vorher im kleineren Rahmen standesamtlich zu feiern. Dieser Plan stand weiterhin – und die Feier sollte umso schöner werden! Wir hatten zu unserer standesamtlichen Trauung und dem anschließendem Essen ca. 20 Familienmitglieder eingeladen und konnten das auch wie geplant umsetzen. Bei uns vor Ort waren zu diesem Zeitpunkt bereits 50 Personen zur Trauung erlaubt, das ist aber von Standesamt zu Standesamt unterschiedlich und auch von der Raumgröße abhängig. Im Gang des Standesamts herrschte zwar noch Maskenpflicht, während der Trauung jedoch nicht mehr. Live-Musik war ebenfalls erlaubt und es standen immer zwei Stühle direkt nebeneinander, mit anderthalb Metern Abstand zum nächsten Stuhlpaar. Das fiel aber ehrlich gesagt nicht großartig auf, sondern lockerte die Bestuhlung eher positiv auf.
Am Abend machten wir von der Möglichkeit einer „kleinen“ Feier im privaten Umfeld Gebrauch und luden unsere Freunde zu einer Hochzeits-Gartenparty ein. Dank der tatkräftigen Unterstützung unsere Familien und Freunde konnten wir den Garten traumhaft schön dekorieren und hatten eine zweite Hochzeitsfeier, die so ursprünglich nie geplant war. Es kamen letztendlich doch so viele Leute, dass es eine richtige Hochzeitsfeier wurde (natürlich unter Einhaltung aller Regeln!!). Und das beste ist: Nächstes Jahr können wir zu unserer kirchlichen Trauung nochmal und noch größer feiern. Wir feiern also durch Corona zweimal Hochzeit!
Auch wenn wir uns natürlich den ganzen Corona-Stress vor unserer Hochzeit gerne erspart und wie geplant gefeiert hätten, sind wir sehr glücklich damit, was wir aus dieser Situation gemacht haben. Wir freuen uns riesig darauf nächstes Jahr mit allen unseren Gästen unbeschwert feiern zu können und haben dieses Jahr, dank Familie und Freunden, eine zweite Hochzeitsfeier dazu gewonnen.

Wie man als Hochzeitspaar mit Corona umgeht – dafür gibt es kein Rezept. Jeder muss für sich selbst wissen, wo man seine Prioritäten setzt, wie man die Hochzeitsgesellschaft einschätzt und ob die Rahmenbedingungen der eigenen Hochzeit eine Feier während Corona zulassen. Wir haben uns dagegen entschieden und sind glücklich damit, aber es geht auch anders. Die Politik hat den Weg bereitet, dass die Entscheidung wieder bei den Hochzeitspaaren liegt und das ist auch gut so. In unserem Umfeld haben sich andere Hochzeitspaare für verschiedenste Lösungen entschieden. Manche haben ihre Feier, wie wir, ins nächste Jahr verlegt, einige in den Herbst diesen Jahres. Andere haben die Trauung im kleinsten Kreis gefeiert und holen nur die Party nach und wieder andere haben ihre Hochzeitsgesellschaft einfach nur verkleinert.

Tipp zum Thema: Ihr seid das Hochzeitspaar – die Entscheidung liegt bei Euch!

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